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Startups
Die Entwicklungsstufen eines neu gegründeten Spitzentechnologieunternehmens sehen in
etwa so aus (mehr als überall sonst gilt jedoch in Silicon Valley: Ausnahmen bestätigen
die Regel!):
Am Anfang steht die Inspiration. Jemand hat die Idee eines neuen Produktes oder einer
neuen Dienstleistung.
Obwohl die Firmengründer in Silicon Valley sich in vielerlei Hinsicht, wie zum Beispiel
Ausbildung, Erfahrung oder Lebensstil unterscheiden, haben die meisten eines gemeinsam:
Sie hatten bereits einen Job bei einer Firma derselben Branche. Jetzt wollen Sie aber
ihre Idee auf eigene Faust umsetzen.
Sie machen sich auf die Suche nach "Mitstreitern": ein Gründerteam muss aufgestellt
werden. Dabei können sie sich an Headhunter-Firmen, oft aber auch an ehemalige Kollegen
oder Konkurrenten wenden.
Dann wird ein Business Plan, ein Unternehmensplan, erstellt. Dieser enthält eine genaue
Beschreibung der geplanten Produkte oder Dienstleistungen und behandelt auch mögliche
Gefahren und Strategien, um sie zu überwinden.
Nun muss die Finanzierung geregelt werden. Zu allererst legen die Gründer normalerweise
ihr eigenes Geld zusammen, fragen dann bei Freunden und Verwandten nach und legen den
Unternehmensplan Geschäftspartnern, Banken und anderen möglichen Kreditquellen vor. In
den meisten Fällen stellen allerdings Risiko-Finanziers den Großteil des Kapitals zur
Verfügung. Häufig wird auf Wunsch der Finanziers der Business Plan leicht abgeändert.
Nach einigen Jahren hat die Firma entweder schon Konkurs anmelden müssen oder ist bereits
aus der "Gefahrenzone" heraus. Jetzt steigen oft auch konventionellere Kreditgeber wie
Banken ein. Manche Venture-Kapitalgeber verlassen die Firma zu diesem Zeitpunkt, um sich
neuen Projekten zu widmen - nachdem sie ihre Anteile mit großem Gewinn verkauft haben.
Einige Zeit später wird der Sprung an die Börse überlegt. Das ist ein sehr wichtiger
Schritt für die Firma.
"An diesem Tag erweist sich der tatsächliche Wert des Unternehmens, und seine Gründer
können auf der Stelle zu Millionären werden." 40
Auch für Risikokapitalgeber bietet ein Börsengang die größten Gewinnaussichten.
Doch nur 20% der Unternehmensgründungen der New Economy werden ein Erfolg!41
In letzter Zeit ist ein Trend zu Mergers erkennbar. Neben den Milliardendeals der
vergangenen Monate (etwa dem Zusammenschluss des weltweit größten Internet-Anbieters
AOL und des Medienkonzerns Time Warner Inc. oder Yahoo!'s Ankauf von Broadcast.com und
GeoCities) werden in Silicon Valley auch kleinere Firmen laufend von anderen geschluckt,
oder schließen sich in einer neuen Firma zusammen.
Findige Unternehmer machen sich diesen Trend zunutze: Immer mehr Startups werden schon
bei der Gründung rein darauf ausgelegt, später an eine etablierte Firma verkauft zu
werden - oft sogar noch lange, bevor sie sich in der Profitzone befinden. So kommen
Firmen zustande, die gar keine realistischen Aussichten auf Profit haben, da sie
beispielsweise eine populäre Dienstleistung völlig kostenlos im Internet anbieten und
Unmengen von Venture-Kapital in Marketing und Werbung stecken. Der Gewinn wird einige
Monate nach der Firmengründung beim Verkauf der Firma inklusive erstellter Internet-Seiten,
Software-Programme, Technologien und Kunden bzw. Benutzern des Services an eine große
Firma gemacht. In der Praxis ist es aber so, dass es an Käufern für derartige Unternehmen
mangelt.
Es ist auch für die Käufer nicht immer leicht, die Firmen in ihre eigene Struktur zu
integrieren: "It's a lot harder to integrate than it is to buy"42, sagt ein Manager, der
einen solchen Zusammenschluss koordinieren musste.
40 - ROGERS, Everett; LARSEN, Judith: Silicon Valley Fieber, Berlin: Sielder 1985, S. 85
41 - Vgl. Günther Fuhry von McKinsey, nach: McKinsey: "Die Zeit für Schwachsinn in der New Economy ist nun endgültig zu Ende". Der Standard, 9. 2. 2001
42 - Mark Stevens, Executive Vice President der ExciteAtHome Corp, nach: ORR, Andrea: Silicon Valley Feels Downside of Merger Mania. In: Time Digital, 6. 2. 2000)
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