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Venture-Kapital und Angel Investors
Die wohl wichtigsten Ressourcen für jede Firma sind Arbeit und Kapital.
In Silicon Valley stellen junge, engagierte Unternehmer die Arbeit zur Verfügung, das
Kapital kommt fast ausschließlich von Venture-Kapitalgebern oder sogenannten Angel
Investors.
Venture-Kapital (Risikokapital) entstand nach dem zweiten Weltkrieg in den USA.
Venture-Kapital-Geber investieren in junge Firmen, die starkes Wachstum und hohe Gewinne
versprechen, und bekommen dafür Anteile an den Firmen.
Im Unterschied zu Geschäftsbanken investieren Venture-Kapital-Firmen oft nur auf die
Idee bzw. den Business Plan eines Unternehmens hin. Sie haben dabei keinerlei Absicherung,
denn die neue Firma hat in der Regel noch kein Geld eingenommen.
Diese Form der Geldanlage ist zwar sehr riskant, bietet aber Steuervorteile und die
Aussicht auf viel höhere Gewinne.
Im Idealfall für den Kapitalgeber kann man das Startup innerhalb von ca. 7 Jahren
entweder durch einen Börsengang (IPO) oder an eine existierende Firma verkaufen, zum
zehnfachen Preis der ursprünglichen Investition. Die Erfolgsrate ist dabei allerdings
nicht sehr hoch:
"A rule of thumb is that for every ten investments, three are complete losses; another
three or four neither succeed nor fail, from which it is difficult to extract the
original investment; another two or three return three or more times the initial
investment; and one or, perhaps, two investments return more than ten times the initial
investment." 43
Das Venture-Kapital ermöglicht der Firma, das nötige Personal anzuheuern und
Ressourcen zu erwerben.
Wenn einem Risiko-Finanzier der Business Plan eines Unternehmens zusagt, werden die
Firmengründer zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, bei dem der Unternehmensplan
vorgestellt und oft auch noch abgeändert wird.
Meistens wird eine neugegründete Firma aber nicht nur von einem, sondern von mehreren
Venture-Kapitalgebern gleichzeitig unterstützt.
Zum Unterschied von Banken oder Aktionären beschränken die Finanziers ihre Tätigkeit
aber nicht nur auf die eines reinen Geldgebers: Sie werden Aufsichtsratsmitglieder der
neuen Firma und beraten sie auch regelmäßig in Managementfragen. Bei wichtigen
Entscheidungen haben sie ein Mitsprache- und Vetorecht. Sollte es einmal zu ernsthaften
Schwierigkeiten kommen, tauscht ein Venture-Kapitalgeber, der mehr als 50% der Firma
besitzt, auch die ganze Führungsriege aus, denn: "Ultimately, a venture capitalist's
loyality is not to the entrepreneur but rather to their investment"44.
Mehr als ein Drittel des gesamten Risikokapitals in den Vereinigten Staaten wird in
Silicon Valley investiert. Im dritten Quartal des Jahres 2000 machte das Venture-Kapital
dort trotz des durch den Dotcom-Crash bedingten Rückgangs die unvorstellbare Summe von
6,95 Milliarden US-Dollar aus - das ist mehr als fünfmal so viel wie nur zwei Jahre davor,
im zweiten Quartal 1998.
Woher nehmen Venture-Finanziers das Geld? Das ihnen anvertraute Kapital stammt in
der Regel zum Großteil aus verschiedenen Quellen: Universitäts-Stiftungsgeldern
("endowments"), Pensions-Fonds und von reichen Privatpersonen. Der Risikofinanzier legt
aber auch von seinem persönlichen Vermögen etwas dazu - tut er das nicht, verliert er
schnell das Vertrauen seiner Partner.
Er verdient dafür in etwa zwei bis drei Prozent der investierten Gelder sowie 20% der
Gewinne jährlich.
"Angels" sind Privatpersonen, die ihr eigenes Geld in neu gegründete Firmen
investieren. Meistens sind sie selbst Unternehmer, die anderen zum selben Erfolg
verhelfen wollen, den sie selber gehabt haben. Oft sind sie mit den Gründern der Firmen,
in die sie investieren, befreundet oder verwandt.
Normalerweise sind sie zwischen dem Zeitraum, in dem sich das neu gegründete Unternehmen
noch selbst finanzieren kann, und dem Zeitpunkt, ab dem große Venture-Kapital-Investitionen
nötig werden, tätig. Neben Geld bieten sie den Firmen häufig auch wichtige Beratung,
Erfahrung und Kontakte. Die Investition ist normalerweise nicht höher als umgerechnet
einige Millionen Schilling. Anders als Venture-Kapital-Geber bestehen sie nicht auf
100-Seiten umfassenden Verträgen und verlangen keinen Platz im Aufsichtsrat der Firmen.
Sie begnügen sich auch meist mit niedrigeren Gewinnen als Venture-Kapitalgeber.
Erfolgreiche Investitionen bieten einen Ansporn für immer mehr Leute, immer größere
Summen zu investieren. Das dazuverdiente Geld wird gleich wieder in neue Projekte
gesteckt - nach dem Grundsatz "money left in the bank is money wasted"45.
43 - KENNEY; FLORIDA, Venture Capital in Silicon Valley. In: KENNEY, Understanding Silicon Valley, S. 101
44 - Ebenda
45 - ORR, Andrea: Silicon Valley Feels Downside of Merger Mania. In: Time Digital, 6. 2. 2000
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